Infos zu Plastik

Für die meisten Menschen gehört Plastik (Synonym: Kunststoff) heutzutage genauso zum Leben wie Glas, Papier und Metalle.

Diese Werkstoffe werden schon seit vielen tausend Jahren hergestellt und nach ihrer Nutzungsphase recycelt. Oder sie können von der Natur innerhalb von wenigen Jahren bzw. Jahrzehnten mechanisch oder biochemisch bis auf ihre molekularen Grundbausteine abgebaut werden. Dies sind Prozesse und Zeiträume, die der Mensch gut einordnen und kontrollieren kann. Denn sie liegen innerhalb einer menschlichen Lebensspanne und somit innerhalb eines Zeitraums, für den sich einzelne Menschen leicht verantwortlich fühlen können.

Bei Plastik ist das leider anders …

denn sieht man von Bernstein, Baumharzen und einzelnen anderen natürlichen Kunststoffen ab, die der Mensch auch schon vor vielen Jahrhunderten als Werkstoffe einsetzte, begann die industrielle Produktion erst mit der Erfindung des Bakelit Anfang des 20. Jahrhunderts. Seit Mitte der 1950er Jahren wurden Kunststoffe in großtechnischen Maßstäben hergestellt. Unter Beimischung verschiedener chemischer Substanzen (Additive), die die Eigenschaften der Polymere definieren, wurden seitdem mehr als 200 verschiedene Kunststoffsorten erfunden und industriell gefertigt (FCIO 2019).

In Abhängigkeit von Ihrem Verhalten bei Erwärmung, lassen sich Kunststoffe nach Ruge & Wohlfahrt (2013, 196) in drei Hauptgruppen unterteilen:

  • Massen-/Standard-, technische und Hochleistungskunststoffe (Thermoplaste)
  • Reaktionsharze (Duroplaste)
  • Kautschuke (Elastomere)

Zu den Thermoplasten gehören u.a. PET, PE-HD, PVC, PE-LD, PP, PS und teilweise PUR. Diese werden – im Gegensatz zu den Kunststoffen der anderen beiden Hauptgruppen – bei Erwärmung flüssig und härten beim Abkühlung wieder aus. Sie machen 80% des gesamten, weltweiten Produktionsvolumen von Kunststoffen aus (PlasticsEurope 2019, 22). Eine gute Übersicht zu mehr als 200 Polymeren liefert die Polymerdatenbank `CROW´.

Kunststoffsorten erhalten ihre spezifischen Eigenschaften erst durch den Prozess des `Compounding´, bei dem die (Roh-)Polymere mit Zusatzstoffen (Additiven) vermischt werden. Erst dann eigenen sie sich für spezielle Anwendungsbereiche. Gleichwohl führt die Verwendung unterschiedlicher Additive sowohl aus technischer aber auch aus wirtschaftlicher Sicht zu einer stark eingeschränkten Recycelbarkeit der Kunststoffe und bei Freisetzung zu einer Schädigung des Menschen und der Umwelt.

Kunststoffe werden hinsichtlich ihrer Größenklassen wie folgt unterschieden:

Kunststoff-Größenklassen
Kunststoff-Größenklassen nach: GESAMP 2016, 18; Crawford & Quinn 2017, 42f; Watkins et al. 2017, 297)

Diese Differenzierung ist wissenschaftlich nicht einheitlich oder international standardisiert. Insbesondere in Online-Artikeln, in der nicht-wissenschaftlichen Literatur, aber auch in Fachpublikationen wird häufig – wenn überhaupt – nur zwischen Mikroplastik (≤5mm) und Makroplastik (>5mm) unterschieden. Die Größenklassen Mini-Mikroplastik werden fast gar nicht, Mega-, Meso- und Nanoplastik vergleichsweise selten gebraucht.

Zudem wird Mikroplastik in primäres und sekundäres Mikroplastik unterteilt: Als primäres Mikroplastik gelten Kunststoffe wie z.B. Kosmetika, gewerbliche bzw. industrielle Wasch-, Reinigungs- und Strahlmitteln, „[…] die für ihre jeweiligen Einsatzzwecke zielgerichtet hergestellt und eingesetzt […]“ (Umweltbundesamt 2019, 9, 32 & 35), jedoch unsachgemäß entsorgt werden. Wenn Mikroplastik als Folge von Degradationsprozessen entsteht, wird es sekundäres Mikroplastik genannt. Neben der Fragmentierung von Kunststoffabfällen an sich, zählen hierzu Reifen- und Straßenabrieb, Textilfasern oder der Verlust von Pellets bei der Herstellung und Weiterverarbeitung von Kunststoffen.


Literatur (sofern nicht direkt verlinkt)
mit letztem Zugriff am 25.11.2020:

  • Crawford, C. B. & Quinn, B. (2017): Microplastic Pollutants. Elsevier; DOI: 10.1016/C2015-0-04315-5
  • Ruge, J. & Wohlfahrt, H. (2013): Technologie der Werkstoffe. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden; DOI: 10.1007/978-3-658-01881-8
  • Watkins, E.; ten Brink, P.; Withana, S.; Kettunen, M.; Russi, D. & Mutafoglu, K. et al. (2017): „The socio-economic impacts of marine litter, including the costs of policy inaction and action“, in: Nunes, P.; Svensson, L. & Markandya, A. (Hg.): Handbook on the Economics and Management of Sustainable Oceans: Edward Elgar Publishing, 296–319; DOI: 10.4337/9781786430724.00024.