Beeinträchtigung des Menschen

Kunststoff an sich ist hydrophob und damit automatisch ein Attraktor für Additive, die ebenfalls hydrophobe Eigenschaften haben. Zu diesen gehören auch viele für den Menschen gefährliche, persistente, organische Schadstoffe (Azoulay et al. 2019, 31) wie Weichmacher und Flammschutzmittel, die im Vergleich zum Umgebungswasser mit einer hundert- bis millionenfachen Konzentration an den vergleichsweise großen Oberflächen von Mikroplastikteilen haften können (Azoulay et al. 2019, 31; Li et al. 2016, 343).

Da diese im Meerwasser zirkulieren, werden sie von Meereslebewesen als Nahrung fehlinterpretiert und aufgenommen, konzentrieren sich dann im Fettgewebe und erreichen über Nahrungsketten den Menschen. (Forrest et al. 2019, 2). Mit der Folge, dass die persistenten, organischen Schadstoffe auch von Kindern über die Muttermilch aufgenommen werden oder Föten im Mutterleib schädigen können (Azoulay et al. 2019, 31).

Einzelne Zusatzstoffe, wie z.B. der Weichmacher Bisphenol A oder Phthalate, die z.B. hartes PVC in biegsames Vinyl verwandeln, stehen im Verdacht, auch auf Menschen eine endokrine Wirksamkeit zu haben. Diese Stoffe werden mit vielen Entwicklungsstörungen, einschließlich vergrößerter Prostata, Krebs, Funktionsstörung der Schilddrüse, Fettleibigkeit, Insulinhemmung, Hyperaktivität und Lernbehinderungen in Verbindung gebracht oder können zur Frühpubertät bei Frauen, Feminisierung bei Männern, Fortpflanzungsstörungen und Insulinresistenzen führen (Eriksen et al. 2018, 275; Forrest et al. 2019, 3).

In Niedriglohn- und Schwellenländern mit großen Mengen an unsachgemäß entsorgten Abfällen entstehen bei unkontrollierten, nicht gefilterten und offenen Verbrennungen von Kunststoffen neben Schwermetallen wie Quecksilber, Blei oder Cadmium, auch CO und CO2 sowie eine Reihe weiterer persistente organische Schadstoffe wie Dioxine und Furane. Diese können sich auf den Menschen in unterschiedlicher Weise gesundheitsschädigend auswirken (Azoulay et al. 2019, 43ff; GAIA 2019, 18).

Abflüsse, die allein aufgrund der schieren Masse an Kunststoffen verstopfen, können zu Überflutungen und Tod durch Ertrinken führen. Die Überflutungen sind ebenso ein guter Nährboden für Fliegen und Moskitos, die Malaria und das Dengue-Fieber verursachen, als auch für Ratten, die Pest und Tollwut übertragen können. Zudem verdoppelt es die Inzidenz für Durchfallerkrankungen bei Menschen, die im oder mit großen Mengen unsachgemäß entsorgter Abfälle leben müssen (Williams et al. 2019, 5).


Literatur (sofern nicht direkt verlinkt)
mit letztem Zugriff am 25.11.2020:

  • Li, W. C.; Tse, H. F. & Fok, L. (2016): Plastic waste in the marine environment: A review of sources, occurrence and effects, The Science of the total environment, Jg. 566-567, 333–349; DOI: 10.1016/j.scitotenv.2016.05.084.