Bilder, Videos und Berichte, z.B. von Vögeln, die an Plastik verendet sind (Achtung, Triggerwarnung: Video enthält berührendes Tierleid) oder von größeren Meereslebewesen (Tümmler, Haie, Schildkröten u.a.), die sich in Fischernetzen verfangen haben und sich dabei selber Körperteile amputieren, anderweitig verletzen (Achtung, Triggerwarnung: Video enthält berührendes Tierleid!) oder sich qualvoll strangulieren, erhöhen die Aufmerksam für das Problem unsachgemäß entsorgter Kunststoff zumindest für kurze Zeit. Trotzdem ist es nach Mendenhall (2018, 293) nicht abschließend geklärt, ob das Verschlucken von Kunststoffpartikeln immer und zwingend zum Hungertod bei Tieren führt.
Letztlich stellen diese Berichte aber auch nur die `Spitze des Eisbergs´ dar: Denn bereits 2016 wies Harding (2016, 16) für 817 maritime und küstennah lebende Arten eine direkte Beeinträchtigung durch verschiedene Kunststoffgrößenklassen nach. Im Rahmen eines Projekts, in dem wissenschaftlichen Publikationen fortlaufend untersucht werden, fanden Tekmann et. al. bis 2021 mittlerweile 3446 betroffene Spezies.
Die wahrscheinlich häufigste Beeinträchtigung erfolgt durch Verschlucken von Mikroplastik, das fälschlicherweise für Nahrung gehalten wird. In Folge kann dies zu einer Blockade des Darmtrakts, einer Sekretionshemmung von Magenenzymen, verringerten Fütterungsreizen, einem verringerten Steroid-Hormonspiegel, verzögertem Eisprung und der Unfähigkeit zur Fortpflanzung führen (Li et al. 2016, 339).
Auch konnte nachgewiesen werden, dass auf den Meeresgrund abgesunkenes Makroplastik die Licht- und Sauerstoffzufuhr für Flora und Fauna (Setzlinge, Korallen u.a.) so stark beeinträchtigt, so dass diese erstickt (Kühn et al. 2015, 75ff).
Für 387 verschiedene Arten, insbesondere pro- und eukaryotische Mikroorganismen, Meeresalgen und wirbellose Tiere, wie z.B. Krebse, Weichtiere und Nesseltiere wurde festgestellt, dass sie an Kunststoffteilen anhaften und mit diesen über die Ozeane treiben. Viele dieser Arten erweitern auf dieser Weise nicht nur ihren Lebensraum, sondern werden so zu invasiven Arten, die in Lebensräume anderer Spezies eindringen und die Stabilität von Ökosystemen gefährden (Kiessling et al. 2015, 141ff).
Zudem wird vermutet, dass Nanoplastik die Zellmembranen passieren und Zellfunktionen stören kann (da Costa et al. 2016, 19 & 20). An Fischen konnte bereits nachgewiesen werden, dass Nanoplastik die Blut-Hirnschranke überwindet und zu Verhaltensänderungen führt (Mattsson et al. 2017, 1).
Literatur (sofern nicht direkt verlinkt)
mit letztem Zugriff am 24.01.2021:
- da Costa, J. P.; Santos, P. S. M.; Duarte, A. C. & Rocha-Santos, T. (2016): (Nano)plastics in the environment – Sources, fates and effects, The Science of the total environment, Jg. 566-567, 15–26; DOI: 10.1016/j.scitotenv.2016.05.041.
- Li, W. C.; Tse, H. F. & Fok, L. (2016): Plastic waste in the marine environment: A review of sources, occurrence and effects, The Science of the total environment, Jg. 566-567, 333–349; DOI: 10.1016/j.scitotenv.2016.05.084.